Rommé-Geschichte

Vom Fernen Osten über die Seidenstraße

Wie so vieles, liegt die Entstehung von Spielkarten im Dunkel der überlieferten Geschichte verborgen. Vermutlich entstanden die ersten Spielkarten im Ägypten der Pharaonen. Wie sie aussahen, aus welchem Material sie bestanden und zu welchem Zweck und ob sie überhaupt unter das Volk gerieten – darüber gibt es Spekulationen und Legenden, aber kein gesichertes Wissen.


Noch vor der christlichen Zeitrechnung berichten chinesische Quellen von Karten mit Figuren und Symbolen, die weniger dem Zeitvertreib und eher mystischen Zwecken dienten.

Landkarte Eurasien: Verbreitung der Spielkarten

Sie inspirierten, wird vermutet, in China und Korea, zeitgleich auch in Indien, die Entstehung und allmähliche Verbreitung von Spielkarten.
Aus dem Fernen Osten kamen diese über die Seidenstraße zunächst in das arabische Kalifat auf der spanischen Halbinsel, das bis zum Ende des 15. Jahrhunderts einen enormen kulturellen Einfluss auf das Abendland ausübte. Von dort gelangten sie – auch durch das fahrende Volk – nach Europa.

Wie das geschah? Man schaue nur, wie sich heute der Austausch von Informationen, Gedanken und auch Spielen über das Internet und die geographische Mobilität der Menschen vollzieht: Grenzen, haben die gegenseitige kreative Bereicherung nie zügeln können.


Das Kartenspiel als Sünde?

Eines Tages alarmierten die neuen Spielkarten im westlichen Europa die Obrigkeit. Es spricht vom Geist der Zeit, dass frühe urkundliche Erwähnungen mit Verbot und Verdammnis auf dieses neue Phänomen reagierten. Die erste ausführliche Beschreibung von Spielkarten stammt aus dem Jahr 1370 und entstand in Freiburg im Breisgau aus der Feder eines Dominikanermönches. Bereits drei Jahre zuvor hatte ein Berner Gericht ein als „Gebetbuch des Teufels“ diffamiertes Kartenset verboten.

Verbot von Kartenspielen

Aus dem 15. Jahrhundert sind teilweise überaus wertvolle Kartensets erhalten, die oft von bedeutenden Künstlern ihrer Zeit gemalt wurden. Vor der Erfindung des Buchdrucks war jedes Kartenspiel ein Unikat. Sein Preis erlaubte es vornehmlich den Begüterten, dem Laster des Kartenspiels zu frönen bzw. sich seine Tugenden zunutze zu machen. In Nürnberg, zum Beispiel, entstand eine Zunft von Kartenmalern, deren guter Ruf bis heute nachhallt.


Von der Exklusivität zur Massenware

Erfindung der Druckpresse

Mit der Erfindung der Holzschnitttechnik, dann des Kupferdrucks und wenig später des Buchdrucks wurde es immer leichter und billiger, Spielkarten in größerer Menge herzustellen. Besonders die deutschen und französischen Drucker beflügelten sich gegenseitig. Zu einem der wichtigsten Zentren der Spielkartenproduktion mauserte sich an der Schwelle des 15. zum 16. Jahrhundert Lyon. Aus diesem Grund vor allem ist auch heute noch das Französische Blatt das am weitesten verbreitete.

In jener Zeit setzten sich in Lyon das Farb-System aus trèfle (Treff – Kreuz), pique (Pik – Lanze), coeur (Herz) und carreau (Quadrat – Karo) durch. Darüber hinaus ersetzten die Zahlenkarten (zwei bis zehn) die bis zum Ende des 15. Jahrhunderts üblichen Darstellungen des höfischen Lebens, der Soldaten und des fahrenden Volkes. Übrig blieben der Bube, die Dame und der König. Der Joker ist wahrscheinlich eine Referenz an den Narren im sich gleichzeitigen ausbreitenden Tarot-Spiel.

Zunächst wurden Kartenspiele in den höfischen Salons gepflegt. Besonders erfindungsreich waren in den nachfolgenden Jahrhunderten die Franzosen, die sich zahlreiche Spiele einfallen ließen. Die modernen Spiele – Skat, Whist, Bridge und auch Rommé – entstanden im 19. Jahrhundert. Aber wie kam es nun genau zum Rommé?


Ursprung des Rommé-Spiels in Mexiko

Ende des 19. Jahrhunderts schließt sich der geographische Kreis um den Erdball. Jenseits des Atlantiks, in Mexiko, entstand Conquian – ein Kartenspiel für zwei Personen, das zunächst mit spanischem, später mit französischem Blatt gespielt wurde. Manche Quellen datieren die Entstehung von Conquian ins 17. Jahrhundert. Die dem Spiel zugrundeliegenden Regeln ähneln denen des modernen Rommé-Spiels. Zunächst aber wandert Conquian nach Norden.

Conquian entsteht in Mexico


Regelwerk Gin-Rummy

1909 „erfand“ der New Yorker Elwood Blaker, Mitglied des Knickerbocker Whist Club, Rummy, genannt auch Gin Rummy, aus dem sich später Rommé entwickelte. Das Wort „rummy“ assoziiert sich mit Rum, um den häufig gespielt wurde, trägt aber im Amerikanischen auch die Bedeutung von merkwürdig, komisch, alkoholisiert. Das Rummy-Spiel war ausgelegt für zwei Personen, wenn es auch mitunter von mehreren gespielt wurde. Die Regeln sind noch heute fließend.

Gespielt wird mit einem oder zwei Sets Französischer Spielkarten. Entscheidend ist: Beim Rummy geht um das Kombinieren von Karten, das Auslegen von Kombinationen und Varianten des Klopfens, Kartenaufnehmens und Anlegens. Diese sind auf die ein oder andere Art und Weise dann später in das in Deutschland bekannte Rommé-Spiel eingeflossen. In Großbritannien und den USA wird bis heute überwiegend Rummy bzw. Gin Rummy gespielt.


Das moderne Rommé

In Österreich ist Rommé unter dem amerikanischen Namen Rummy bekannt, in manchen Gegenden auch als Jolly, in Frankreich heißt es Rami. Zur Familie der Rommé-Spiele gehört neben Rummy, Gin Rummy und den vielen Variationen, in denen es gespielt wird, auch Canasta. Wie genau das Spiel seinen Weg nach Deutschland fand, wann und wo es zum allerersten Mal in dieser Form und mit den heute gebräuchlichen Regeln gespielt wurde, ist eine müßige Frage. Man weiß es einfach nicht!

die Rommé-Familie

Sicher ist jedoch eines: Bald stieg die Beliebtheit von Rommé in einem Maße, dass sich auch der Deutsche Skatverband des Spieles annahm und eine eigene Rommé-Sektion gründete. Um Rommé in sein Turnierprogramm aufzunehmen, wurde ein Regelwerk erarbeitet, nach welchem 2007 die erste Rommé-Olympiade in Deutschland stattfand. Ende August 2016 veranstaltete der Skatverband in Dresden parallel zum 36. Deutschland-Skat-Pokal den deutschen Rommé Cup. Und auch international finden große Skat-Turniere statt, zu denen zeitgleich um Rommé-Trophäen gespielt wird.


Keine Grenzen der Kreativität

Im Alltag vieler Familien und Freundeskreise ist Rommé ein beliebtes Spiel. Das hängt auch damit zusammen, dass die Regeln nach Geschmack sowie familiärer und regionaler Tradition variiert werden können. Die meisten Rommé-Varianten betreffen:

Beispiele Rommé-Varianten

  • die Zahl der verwendeten Joker (von 4 bis 8),
  • die Punktzahl der Erstkombination (30 bis 42),
  • die Punktzahl des Asses in den Kombinationen,
  • das Klopfen,
  • und die Varianten, wie Joker in Sätzen ausgetauscht werden (ob z. B. in einer Kombination 4-Joker-4, zunächst der Satz mit einer weiteren 4 komplettiert werden muss und dann erst der Joker durch eine andere 4 ersetzt werden kann).

Und eine weitere Variante ist das Räuber-Rommé. Der Coup besteht hier darin, dass ausgelegte Kombinationen nicht nur erweitert, sondern neu kombiniert werden können. Eines ist klar: Rommé ist eines der beliebtesten Kartenspiele mit einer wachsenden Fangemeinde.

Viel Spaß am Spiel!